Endlich mal ausschlafen, denn anders als bei den
vorhergehenden Tagen hatte man diesmal keinen Zeitdruck. Unser Ziel war heute
das Spiel in Saint Etienne zwischen Portugal und Island und am Anfang des Tages
hatten wohl alle ein einseitiges Spiel erwartet. Doch diese Vermutung sollte
sich heute nicht bestätigen.
Wir machten uns also heute kurz nach 12 Uhr auf den Weg nach
St. Etienne, da die Fahrt nur ca. 1/2h von unserer Unterkunft aus Lyon aus
dauerte. Abgeparkt wurde kostenneutral (so etwas gibt es auch in Frankreich) im
Zentrum der Stadt und dann ging es erstmal via Fuß in die Innenstadt auf den
Markt. Der Fußmarsch schlauchte schon ganz schön und ich litt so langsam an
Unterhopfung, mein Ziel war also klar. Als wir den sehr ansehnlichen Markt in
St. Etienne erreicht hatten, tummelten sich dort schon wenige Portugal-Fans,
aber eine Unmenge an Isländern. Diese sangen auch schon das ein oder andere
Volksliedchen und übten sich ebenfalls im ausuferten Bier saufen. Peinlich auch hier wieder einige
Deutschlandfans, welche nicht nur im Trikot (inkl. McDonalds Kapitänsbinde)
auffielen, sondern auch noch durch peinliche Gesänge. Wo waren da nur die
Russen?
Wir fanden nach einigen Fotos auch eine Lokalität, die
leider „nur“ noch Getränke servierten, was einigen meiner Mitstreiter sauer
aufstieß (in Frankreich ist es in einigen Lokalen so, das zw. 14 bis 19 Uhr die
Küche geschlossen ist). D.h. nun das wir nicht noch ein zweites Bier dort
trinken konnten und so zogen wir über den Markt um noch eine Lokalität zu
finden, welche die Kauleiste verwöhnen würde. Nach ein paar Misserfolgen fanden
wir eine, wo uns versprochen wurde, dass es was zu essen gibt, es aber ein paar
Minuten dauern würde. Also ziemlich rasch Bier bestellt, welches auch recht
schnell kam und auf mundete. Doch dann sollte die Essensodyssee weiter gehen,
denn erst nach 15 Minuten erhielt man die Speisekarte und alle am Tisch fanden
relativ schnell etwas für die Kauleiste. Doch als man bestellen wollte, wurde
man von den Kellnern immer wieder vertröstet. Nach 45 Minuten ohne Bestellung
von Essen und der Info das die Küche geschlossen sei (so hat es zu min. der
Mitfahrer mit beschränkten französisch Kenntnissen verstanden), fühlte man sich
genug verarscht und es wurde erfolgreich die Zeche geprellt und es ging weiter.
Ein Teil der Reisegruppe stand vor der Explosion (mir war es egal, Hauptsache
Bier), doch dann fand sich doch noch eine Kneipe, welche zwar nur noch 4
Gerichte anbot, aber das war besser als Nichts. In der Kneipe wurde sich dann
die Zeit vertan, es gab 4x Burger und eine große Anzahl an Bier, welche von
Bestellung zu Bestellung immer besser schmecken sollte. Außerdem kam ich mit
einem einheimischen ins Gespräch, welcher seinen Tag damit verbachte in der
Kneipe rumzulungern, weil seine Tochter in dieser arbeitet. Außerdem war er für
Portugal, da er irgendwelche Verwandte hatte, komischer Kautz, war aber witzig.
Noch witziger waren aber die Bekanntschaften, welche man auf dem Weg zum Klo
traf. Denn da das Restaurant nur eine Toilette hatte (Unisextoilette), bildete
sich davor immer wieder lange Schlangen. Ich persönlich hatte 3 Typen, darunter
einen Deutschen aus Karlsruhe, welcher sich schon extrem ein drittes Ei freute
auf Dynamo in der 2.Liga. Außerdem noch einen Isländer der die erste Strophe
der deutschen Nationalhymne (ja die die nicht gesungen wird) fehlerfrei
aufsagen konnte und dann noch einen Engländer aus Liverpool, welcher begeistert
von meiner Dynamo-Trainingsjacke war.
Nun genug vom Vorgeplänkel. Es ging am Auto vorbei (noch
jeder ein paar Bier gedonnert) und ab zum Stadion. Dieses ist in meinen Augen
das schönste von den Dreien (Nizza, Lyon, St. Etienne), welche wir gesehen
haben. Denn es ist noch relativ Oldschool, 4 große Tribünen rings um das
Stadion und die Bude liegt halt auch noch mitten in der Stadt. Es ist einfach
ein ganz einfaches Stadion, die Sitze sind noch auf die Betonstufen geschraubt
und auch auf den Männerklo’s gab es noch die gute alte Pissrinne.
Wir hatten leider Plätze auf der portugiesischen Seite,
hatten dadurch aber einen super Blick auf die isländischen Supporter, welche im
Stadion leicht in Überzahl waren, was wohl auch dann den vielen solidarischen
Fans aus anderen Ländern lag. Diese hatten auch klar die Stimmengewalt im
Stadion und ließen die Portugiesen schlecht aussehen. Tolle Lieder, gute
Mitmachquote und vor allem das „Hu“ mit Armen die wie Ruderschläge auf einen
Schiff im Takt klatschten, wussten zu gefallen.
Das erinnerte etwas an Hansa Rostocks „Ahu“, wer da wohl von wem geklaut
hat?
Nun zum Spiel. Portugal war wie zu erwarten spielbestimmend
und ging auch nicht unverdient durch Nani in Führung. Die Isländer waren jedoch
besser als gedacht und so kam es immer wieder zu kleineren Chancen für die
Jungs von der Insel. Portugal natürlich immer wieder gefährlich, vor allem die
Offensive um Nani und den Homo namens Christina Ronaldo machten betrieb. Sie
starben jedoch mitunter in Schönheit und so blieb das Spiel weiter spannend.
Noch besser wurde es als die Wikinger aus Island zum 1:1 einnetzten und somit
einen perversen Torjubel im gesamten Stadion auslösten (ausgenommen die
portugiesischen Fans). Kurz vor Schluss dann nochmal die Chance für Island
sogar das komplette Wunder zu schaffen, jedoch wurde die Chancen vertan. Am
Ende musste sogar nochmal gezittert werden, denn CR-Homo-7 bekam nochmal 2
Freistöße direkt vorm isländischen Tor aus einer sogenannten guten Situation.
Dieser vergab aber kläglich und das Spiel endete verdient mit 1:1. Die Isländer
schön am Feiern und auch in unserer Reisegruppe haben sie 3 von 4 Personen
überzeugt und damit als Sympathisanten für die restlichen EM gewonnen.
Wir verließen dann nach einer Weile das Stadion und es ging
zurück mit dem Bier in der Hand und dem Bleifuß auf dem Pedal in die Unterkunft
nach Lyon.
Jetzt folgten erstmal ein paar ruhigere Tage, ehe es mit
England – Slowakei zum Abschluss unserer Reise kommen sollte…