Montag, 14. November 2016

13.11.2016 Bsg Chemie Leipzig - 1. Fc Lokomotive Leipzig 0:1 n.V. (Sachsenpokal)


„In Leipzig auf immer und ewig nur Lok und Chemie!“


Es war endlich so weit. In Leipzig stand das einzig wahre Ortsderby an, nämlich das zwischen der Bsg Chemie Leipzig und dem 1. Fc Lokomotive Leipzig. Wie viele Jahre hatten die vielen noch treuen echten Leipziger auf dieses „echte“ Derby gewartet und was stand nicht alles in den bundesweiten Gazetten, was wohl alles passieren würde. Doch am Ende wurde, wie so oft in der heutigen Zeit, vieles heißer gekocht als das es gegessen wurde und so war es auch heute.


Aber noch nicht genug der Worte zum Vorgeplänkel, denn beide Fanszenen rühmten sich mit den bekannten Derbystörfeuern. Wobei die Lokis in dieser Sache wesentlich mehr Quantität publizierten als die Jungs und Mädels von Chemie. So wurde zum einen das altehrwürdige AKS geentert und ein kurzes Mobfoto gemacht. Fader Beigeschmack bei dieser Aktion? Naja die Chemiker konnten zu min. nicht wirklich reagieren darauf reagieren, da sie zeitgleich einem Auswärtskick ihrer Jungs beiwohnten. Ein Konter folgte dann später auf diversen Pornoseiten, wo Chemiker Videos einstellten, mit der Anspielung das Lokis zu früh kommen und nur für Quickis zu haben sind (Hintergrund, der Besuch fand 2 Wochen vor dem eigentlichen Derby statt und nach dem recht kurzen entern, waren die Lokis auch schon wieder entschwunden). Aber damit war es nicht genug, so sammelten sich unter anderem ein größerer Mob an Lokisten in der Stadt. Passiert ist aber am Ende nichts, denn die Bullen kesselten die Jungs und lösten den ganzen Spaß auf, ehe auch nur ansatzweise was passieren konnte. Nun schoben sich natürlich wieder beide Parteien den schwarzen Peter zu, die Chemiker sagten, dass die Lokis zu viel Aufmerksamkeit erregt hatten und somit schnell die Bullen am Hals hatten. Die andere Seite behauptete das Chemie keinen Arsch in der Hose hatte und sich gar nicht stellen wollte. Die Wahrheit liegt wohl bekanntlich irgendwo in der Mitte. Auch die an den Brücken aufgehangen grünen Strohpuppen sollten hier natürlich nicht unerwähnt bleiben.


Nun zum Thema Karten organisieren, ehe es endlich zum Spieltag geht. Denn auch das war ein Prozedere für sich, denn die Chemiker bestanden auf ihren Heimvorteil und so war klar das nur 4.999 Zuschauer zum Spiel durften. So war auch klar, dass es viele Leute ohne Karte geben würde. Nach Probstheida gingen dann letztlich 750 Karten (was mehr als die üblichen 10% sind) und diese waren dort auch rasend schnell vergriffen (Lok organisierte dann noch für die Leerausgegangen Fans ein Public-Viewing). Auch Chemie gab seinen Fanclubs, Mitgliedern, Jahreskartenbesitzern etc. ein Vorverkaufsrecht und so stellte sich für fremde Fanszenen die Frage wie an Karten kommen? Am Ende musste ein Kontakt zu einem ehemaligen grün-weißen Diablo bemüht werden, um an zwei der begehrten Karten zu kommen (vielen Dank dafür nochmal). Dies klappte dann auch alles problemlos und dem Derby stand nichts mehr im Wege.


Nun aber zum Spieltag. D.h. für mich zwei Kollegen aus der Südvorstadt einsacken, nach Grünau Karten abholen und dann im Wohngebiet bei Leipzig Leutzsch abparken. Dies klappte auch alles auch gut und man sah auch (leider) eine funktionierende Fantrennung, denn bis dato sah man nur Chemiker oder eben Bullen. Die 3 Sicherheitsringe gab es dann auch konnten aber mit Karte gut umgangen werden. Die Sicherheitskontrollen waren in meinen Augen trotzdem recht löchrig und mit etwas Glück wäre sicherlich auch ein rankommen ohne Karte möglich gewesen. Aber am Ende war es klar, dass sich beide Szenen keine „bösen“ Aussetzer leisten würden, sollten kommende Derbys weiterhin in den jeweiligen Heimspielstätten stattfinden dürfen. Unser größeres Problem war die Unterhopfung, denn das mitgebrachte Blonde war recht schnell zur Neige gegangen. Es gab zwar eine Nahe Kneipe, doch die war gnadenlos überfüllt und überfordert. 6 setzen! So ging es etwas durstig in das AKS, aber halt stopp. Nun hieß es erst mal warten, denn die Schlange war schlicht unendlich. Etwas vordrängeln und dem geprüften Lückenspringer Blick gedankt, waren wir dann aber pünktlich 15 Minuten vor Anpfiff im geilsten Stadion Deutschlands.


Ich kann es nur immer wieder sagen: Der Alfred-Kunze-Sportpark ist mit seiner Bauart, seiner Nähe zum Spielfeld und seiner Schlichtheit einfach noch ein Traum in der heutigen Stadionlandschaft. Die abgewetzten Stufen einfach ein Traum. Ich kann nur jeden Fußball- bzw. Stadionromantiker empfehlen diesen Ground abzugrasen.


Die Hütte war natürlich schon gut voll, als wir drin waren und wir bezogen Stellung auf der Gegengeraden. Von dort aus hatten wir einen guten Blick auf die beiden Fanszenen von Chemie, welche heute von einigen Frankfurter Ultras unterstützt wurden und auf die „Fanszene Lok“. Außerdem konnte man einen guten Blick auf den Sitzplatzbereich, sowie auf die alte Holtribüne von Chemie werfen. Echt schön das alles wieder etwas Schick gemacht wurde, aber der Charm des alten AKS beibehalten wurde. Ich hoffe die Jungs und Mädels bleiben da dran und es dürfen bald wieder mehr Leute ins Leutzscher Eck.


Nun kurz zum Spiel, welches heute eigentlich nur als Stimmungsantreiber diente. Denn in Wahrheit waren natürlich die Dinge auf den Rängen heute das Interessante. So kam es auch, denn das Spiel war eher Mau. Das Spielfeld glich eher einer Kuhwiese, die Spieler passten sich den Gegebenheiten an und boten Magerkost. In der ersten Halbzeit passierte gefühlt nichts und in Halbzeit 2 eigentlich auch nicht, außer ein zwei Schüsse, welche aber nicht gefährlich waren. Einzige Highlights waren da die Rudelbildungen, welche oftmals durch mehr oder weniger üble Fouls entstanden. Das einzig wirklich üble Foul zog dann ein Lokis, welcher nach der großen Rudelbildung auch mit Rot vom Platz flog. Die Überzahl konnte Chemie aber kaum nutzen bzw.  war man zu ängstlich in der Vorwärtsbewegung und so hatte die Heimelf zwar ein leichtes Übergewicht, ohne dabei aber eine richtige Gefahr auszustrahlen. Als man sich schon auf das Elferschießen freute, lochten dann die Gäste doch noch ein. Denn ein abgefälschter Distanzschuss schlug im Leutzscher Gehäuse ein und ließ alle Träume von den anwesenden Chemikern platzen. Am Ende war das Ergebnis sicherlich nicht zwingend verdient, denn einen Klassenunterschied war heute auf bei 11 gegen 11 nicht zu erkennen. Aber am Ende gilt es festzuhalten, dass der 1.Fc Lokomotive Leipzig das Spiel gewonnen hat und wie das am Ende zustande gekommen ist, interessiert bei einem Derby niemanden.



Während die Lokomotive also das Geschehen auf dem Platz und wohl auch im Vorgeplänkel für sich verbuchen konnten. Konnte Chemie das Ding auf den Rängen zu einem Recht klaren Punktgewinn für sich verbuchen. Denn mit einer schönen Folienbahnen Wendechoreo leiteten sie das Spiel ein. Auf der ersten Seite stand schlicht „Bsg Chemie Leipzig“ und auf der anderen „Gruppo Anti Lok“, womit heute die Marschrichtung vorgegeben wurde. Bei Lok gab es diesbezüglich nichts, aber das war wohl sicherlich nie geplant gewesen. Einerseits hätten da sicher nicht die Bullerei und andere Obrigkeiten mitgespielt, andererseits dürften nach den 150 Betretungsverboten auch die Lust darauf vergangen sein. So gab es im Gästeblock lediglich die „good night green white“ Fahne zu sehen, sowie 2,3 chemische Fanutensilien, welche am Ende fachgemäß den Feuertod übergeben wurden. Das die genannte Fahne einen Rückschluss auf die politische Gesinnung von der Fanszene rückschließen lässt, ist leider aber auch eine traurige Wahrheit (darauf tritt einer mit „NS“ markierter Typ einen anderen am Boden liegenden Typen mit einem „Stern“ auf den Körper). Aber auch die Heimseite wollte mit einer Israel Fahne provozieren. Ich denke durch diese politische Auswüchse berauben sich beide Seiten erheblich an Potential, aber das ist eine persönliche Meinung. Nun zurück zum Drumherum, denn auch den Stimmungspunkt geht zweifelslos nach Leutzsch. Einfach eine Lecke deren Lieder und natürlich das „Hackebeil“-Lied, welches doch recht genial ist. Man musste aber auch feststellen, dass die Chemiker es nicht zwingend gewohnt sind, eine volle Kurve zu koordinieren. Denn ein Großteil der Lieder wurde immer nur von dem harten Kern um die Diablos getragen. Ausreißer nach oben gab es aber immer wieder, das schon erwähnte Hackebeil Lied wurde von einem Großteil sehr stimmvoll vorgetragen oder nach den wenigen Torchancen wurde ein lautes „Chemie! Chemie!“ durch das Leutzscher Holz geschmettert. Auf der Gästeseite gab es in Sachen Stimmung leider nichts Besonderes. Die Lokomotive ist da traditionell recht einfach und unkreativ unterwegs, jedoch wurden die Lieder/Schlachtrufe zu min. früher von mehr Leuten getragen. Man hat das Gefühl das die „Fanszene Lok“ recht abgeschottet vom Normalo Fan bei Lok ist. So gestaltete sich auch die Aufteilung im Gästeblock, wo die Normalos, Kutten etc. links standen und rechts im Gästeblock die schwarz gekleideten Jungs (welche mitunter vermummt waren) um die Fanszene Lok standen. So war und wird es natürlich schwer werden, einen stimmgewaltigen Mob zu stellen. Man sollte aber auch nicht verschweigen, dass wenn doch mal einem Strang zogen, man die 750 Gäste auch vernehmen konnte. Nach dem 1:0 für Sie waren sie natürlich oben auf und skandieten „Derbysieger“. Erstaunt war ich auch über die doch recht Hohe Anzahl an Spruchbändern im Gästeblock. Und auch die Heimseite ließ sich nicht lumpen. Auf der Heimseite wurden Spruchbänder gegen die politische Gesinnung der lokistischen Fanszene gezeigt. Außerdem wurde die „Fanszene Lok“ an sich aufgezogen, da diese lt. Chemikern nicht viel mit der gemeinen Ultra Kultur zu tun haben. Meine Highlights waren „Ohne Verfassungsschutz seid ihr nur zu zehnt!“ und „Rudolf Heß – beim Public Viewing rechts außen“. Auf der Gästeseite wurde unteranderem der Spruch „Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher“ gezeigt, womit auf die Stadionordnung  bei Chemie angespielt wird. Dieser Spruch wurde nämlich per Stadionordnung verboten. Außerdem wurde mit weiteren Spruchbändern darauf angespielt das die Chemiker sich als Vorzeigeultras hinstellen, dies aber lt. Gästen bei weiten nicht sind. Es gab noch unzählige mehr, aber das würde hier den Rahmen noch mehr sprengen. Den größten Derbypunkt zog dann aber noch Chemie, welche einen beeindruckenden Schalteppich (bestand auch aus Mützen, Pullovern etc., außerdem waren auch Utensilien von befreundeten Lok-Freunden zu sehen) am oberen Norddamm präsentierten. Danach gab es natürlich wieder im World-Wide-Web die wildesten Verschwörungstheorien, das alles gekauft ist, das kaum Ultra-Utensilien etc. dabei waren. In meinen Augen alles Schwachsinn, da haben die Chemiker einfach mal gut gesammelt (hatten ja auch genug Zeit) und ich denke die blau-gelben Gäste könnten ebenfalls einen ähnlich starken grün-weißen Schalteppich präsentieren.



Das war es dann aber auch und während die Gäste mit ihren Fans noch feierten, zogen wir von dannen. Die Abreise gestaltete sich dann ereignislos unter den wachsamen Augen der Staatsmacht. Auch von anderen Auseinandersetzung bekam man (leider) nichts zu hören. Im Nachhinein erfuhr man nur das ein Abordnung (Antifa und/oder Chemiker) eine Wohnung eines Lokisten einem Besuch abstatten und diese recht unbewohnbar um dekorierten. Grund soll ein Angriff von Rechten auf Connewitz im Januar diesen Jahres gewesen sein, wofür nun Rache verübt wurde. Es Leben die guten alten Zeiten!


Fazit: Keine Pyro und keine Randale, wie man es von früher kannte und trotzdem war es endlich mal wieder ein Fußball-Derby, wie man es sich vorstellt und von denen man sich mehr wünscht

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